„Es gibt immer etwas zu glätten“

Intendant Ulrich Peters zum Auftakt seiner achten und letzten Augsburger Spielzeit – ein Rück- und Ausblick

Von unserem Redakteur Rüdiger Heinze

1999 startete Ulrich Peters als überraschend schnell gewählter Nachrück-Kandidat seine Augsburger Intendanz. Wenn der 1955 in Stuttgart Geborene im September 2007 das Gärtnerplatztheater München übernimmt, liegen also acht Jahre Erfahrung als Leiter eines Dreispartenhauses hinter ihm - und allerhand politischer Schlagabtausch, der kulminierte in der städtischen Absage an ein neues Schauspielhaus. Für Peters war das erklärtermaßen der Anlass, sich anderweitig umzusehen. Zu Beginn seiner letzten Augs­burger Spielzeit blickt er im Gespräch mit unserer Zeitung vor und zurück.

Frage: Was entsprach in den vergangenen sieben Augsburger fahren nicht Ihren Qua­litätsvorstellungen, und worüber sind Sie besonders stolz? Nennen Sie uns jeweils drei Beispiele.
Peters: Eine gemeine Frage. Nicht ganz zufrieden war ich mit Regie und Ausstattung bei Dagobert Lindlaus „Krähenplage“, mit dem „Wildschütz“ und vielleicht mit der „Carmen“. Außerordentlich gelungen waren für mich die Produktionen wie Massenets Oper „Don Quichotte“, „Johanna der Schlachthöfe“ oder die Hindemith-Oper „Neues vom Tage“, hier ließen sich aber noch sehr viele andere nennen.

Frage: Auch wenn es mit einem neuen Schauspielhaus für Augsburg nicht ge­klappt hat - waren Sie nicht Intendant in ei­ner Zeit kultureller Fruchtbarkeit?
Peters: Ja. Es war eine sehr schöne Zeit. Ich konnte viel erreichen, auch zusammen mit dem Kulturausschuss. Er hatte meist ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte. Im Großen und Ganzen ist die Bi­lanz also positiv, auch wenn es Narben gab wegen persönlicher Verletzungen durch Poli­tiker - unabhängig von der Diskussion um das Schauspielhaus.

Frage: Was haben Sie in Augsburg für Ihr Leben gelernt?
Peters: Mit Menschen umzugehen und Konflikte zu bewältigen. Es gibt immer etwas zu glätten und zu bügeln. Vielleicht nennt man das Führung.

Frage: Shakespeare war – wie angekündigt - in Schauspiel und Oper während Ihrer In­tendantenzeit viel eher ein roter Faden als die französische Oper. Wird es auch in München eine Leitlinie geben?
Peters: Ein Akzent wird auf der deutschen, italienischen und französischen Spieloper liegen, also beispielsweise auf Rossini, Donizetti, Auber, Adam, Bizet, Offenbach. (…). Und „Viva la mamma“ werde ich in München mit Stefan Sevenich sicher wiederholen. Ein an­derer Akzent wird Ausflügen in die Moderne gewidmet sein, also bis in das ausgehende 20. Jahrhundert.

Frage: Welchen Rat, speziell abgestimmt auf Augsburg, würden Sie Ihrer Nachfolgerin Juliane Votteler mit auf den Weg geben?
Peters: Mit Augsburg ist es so: Man muss das Publikum an die Hand nehmen, es ins Theater führen, zum Theater verführen. Die Zuschauer in Augsburg kommen gern, aber man muss sie immer wieder erinnern. Viel­leicht nennt man das Marketing.

Frage: Wie klappt die Übergabe in Mün­chen einerseits, in Augsburg andererseits?
Peters: Ich habe in München das Gespräch mit dem scheidenden Intendanten wiederholt gesucht. Die Antwort war: Es sei noch viel Zeit, man werde sich melden. Nun ist es ein völliges Einander-aus-dem-Weg-gehen. (…). Umso mehr genieße ich den Dia­log mit Frau Votteler. Da ich Augsburg, sein Theater und das Publikum liebe, möchte ich, dass die Übergabe so gut und harmonisch wie möglich geschieht.

Frage: Wo sehen Sie sich in - sagen wir - zwölf Jahren?
Peters: Ich bin ein Zigeuner, ich stehe dazu. Ich sehe den Gärtnerplatz nicht verkrampft als meine letzte Station. Es wäre schrecklich, wenn danach nur noch die Rente käme. Ich habe meine Laufbahn im Ausland begonnen und kann mir vorstellen, sie im Ausland zu beenden, gerne im französischsprachigen.