Bühnenbild und Kostüme: Bernhard Niechotz
Musik: Götz Alsmann

König Drosselbart

Familienstück von Peter Dehler
nach Gebrüder Grimm

Theater Münster, 12. November 2017

 

Hinreißende Hochnäsigkeit

Theater Münster spielt „König Drosselbart" mit Liedern von Götz Alsmann

MÜNSTER. Welche Ansprüche dürfen offizielle oder inoffizielle Prinzessinnen eigentlich an ihren Bräutigam stellen? Eine komplette Industrie von Frauen-Zeitschriften lebt bis heute von dieser Frage, und auch bei den Brüdern Grimm wurde sie bereits aufgebracht: im Märchen vom „König Drosselbart". Wenn sich im Großen Haus Prinzessin Victoria von ihrer Zofe hoch in die Traum-Lüfte schaukeln lässt, fliegen die Erwartungen leicht mit: ein Zwei-Meter-Mann, der „sämtliche Bücher der Welt" gelesen hat, humorvoll ist und - natürlich - Geld wie Heu hat. Der müsste doch zu finden sein! Was der Autor Peter Dehler aus dem alten Stoff gemacht hat, begeisterte am Sonntag Jung und Alt. Zu Recht. Denn hier wird nicht nur wie bei Shakespeare eine einsame Widerspenstige gezähmt, sondern vielerlei Dünkel auf gesunden Menschenverstand gestutzt: das staatsmännische Korsett des antiautoritären Königs (herrlich weinerlich: Wilhelm Schlotterer), die kindische Heldenpose des Bewerbers Siegfried (genial großspurig: Tom Ohnerast) und auch der männlich-royale Stolz des Drosselbart selber (sympathisch sangesfreudig: Benedikt Thönes). Der witzig-kluge Text gewinnt zusätzlich durch die liebevolle Inszenierung von Intendant Ulrich Peters, die ebenso liebevolle Bühne von Bernhard Niechotz und die Lieder von Götz Alsmann, der sich auf den schlichten Reiz des Kinderliedes verlässt. Die Lieder sind auch bitter nötig, denn Prinzessin Victoria kann weder singen noch sind ihr die Schönheiten der Welt, des blauen Himmels oder der strahlen den Sonne, bewusst. Die Hochnäsige hat alle Heiratskandidaten verprellt – was im Falle des soften Muttersöhnchens Hironimus (Knaller des Abends: Lucas Sanchez) auch verständlich ist. Nun muss sie lernen, was Leben außerhalb des goldenen Käfigs bedeutet – und bei aller Zickigkeit die Herzen des jungen Publikums gewinnen. Was Andrea Spicher als Victoria hinreißend gelingt. Die listigen Liebes-Helfer - Zofe Susanne und Diener Johannes - verlieben sich bei ihrer Intrige selber. Linn Sanders und Frank Casali zimmern als quasi proletarische „Pädagogen" die goldenen Käfige der Monarchie so schelmisch zurecht, dass am Ende alle behaglich darin leben können. Und im Ensemble-Chor selig den Alsmann-Ohrwurm anstimmen: „Groß ist die Welt und wunderwunderschön / Denn du hast zwei Augen, damit kannst du sie beseh'n."
Westfälische Nachrichten - von unserem Mitarbeiter Arndt Zinkant 13. November 2017

Selbst Elvis Presley kann zickige Prinzessin nicht erobern

…Wenn sich ein Intendant an ein Kinderstück wagt, kann so etwas buntes und Witziges herauskommen wie „König Drosselbart“ am Theater Münster. Ulrich Peters hat eine Inszenierung kreiert, bei der sich die Erwachsenen beinahe noch mehr amüsieren als die kleinen Besucher...
Die Glocke  13. November 2017

 …Ulrich Peters inszeniert dieses den Klatschspalten entrissene Märchen zur beschwingten Musik von Götz Alsmann als luftig-heitere Schule des Lebens. Der königliche Bettler erteilt seiner Frau eine Lehre in Markt-Wirtschaft, sie muss Geschirr auf dem Marktplatz verkaufen und infiziert sie so mit gesundem Ehrgeiz. Aus der Society-Schönheit wir, auch dank der findigen Lakaien, eine bodenständige Unternehmerin. Liberale wird’s freuen, alle anderen halten sich an die Dienerschaft, die den Markt mit des Königs Geld ins Chaos stürzen...
Sascha Westphal www.kulturkenner.de

Herab vom hohen Ross, Prinzessin!

…Ulrich Peters, Generalintendant des Theaters Münster, hat das Märchen der Brüder Grimm höchstpersönlich in Szene gesetzt - und dies unheimlich farbenfroh und mit ganz viel Liebe zum Detail. Er macht dabei seinem jungen Publikum klar, dass man einerseits natürlich nicht fies und halsstarrig zu seinen Mitmenschen sein soll, andererseits aber auch Vicoria bisweilen Recht hat, wenn sie „nein“ sagt. Man darf sich eben auch nicht alles gefallen lassen.
…Richtig froh ist man, wenn nicht nur Drosselbart und Victoria endlich zueinander finden, sondern auch Susanne und Johannes. Da kann dann auch schon mal das eine oder andere Tränchen fließen.
…Was unbedingt positiv zu bewerten ist: die Textfassung von Peter Dehler! Er pflegt eine durchaus anspruchsvolle, gehobene Sprache, fällt also nirgends auf ein Niveau zurück, das man oft als vermeintlich „kindgerecht“ deklariert - und damit die jungen Menschen im Publikum völlig unterschätzt.
www.theaterpur.net