Musikalische Leitung
Josep Caballé-Domenech
Bühnenbild
Christian Floeren
Kostüme
Christian Floeren

Adriana Lecouvreur

Oper in vier Akten
Musik von Francesco Cilea
Theater Halle, 31. Januar 2016

 

Adriana Lecouvreur – große Gefühle an der halleschen Oper

...Opernregisseure neigen ja in der Neuzeit häufig dazu, bekannte Werke zu modernisieren oder zu entfremden, zumindest was das Bühnenbild und die Kostüme betrifft. Ganz anders ging es da am Samstag am halleschen Opernhaus zu. Unter der musikalischen Leitung von Josep Caballé-Domenech und mit Regisseur Ulrich Peters entstand eine Operninszenierung im besten klassischen Sinne. ...Dank Musikern, Sängern und Tänzern wurde die Premiere ein rauschendes Bühnenfest in glanzvoller Kulisse. Das Publikum hielt denn auch seine Begeisterung nicht zurück und dankte mit lang anhaltendem jubelndem Beifall.

Gisela Tanner, Saalereport 2. Februar 2016

Der Veilchenduft des Todes

"Adriana Lecouvreur" begeistert an der Oper Halle ... Die Inszenierung von Ulrich Peters, Gastregisseur und Generalintendant des Theaters Münster, ist ein musikalisch und visuell spektakuläres Fest für alle Sinne. ...In Peters Aufführung wurde augenscheinlich demonstriert, dass es nicht immer hochmodern und dem neuzeitigen Regietheater entsprechend zugehen muss. Dies bestätigte auch der stürmische Applaus des halleschen Publikums, nachdem der letzte Vorhang gefallen war. Die wunderbar klassisch gehaltenen Kostüme und Bühnenbilder (Christian Floeren) überzeugten durch ihren realistischen Einsatz. 
Bravi tutti für eine grandiose Premiere!

Marie Blankenburg, MZ- Bühnenreport 2. Februar 2016

Nostalgie und Opulenz

…Die Inszenierung, die Ulrich Peters und sein Ausstatter Christian Floeren für das Theater Halle besorgten, setzt also mit einigem Recht auf Nostalgie und Opulenz. Das Auge wird durch üppige, teilweise sehr originelle Kostüme verwohnt, das Bühnenbild suggeriert mit einfachen Mitteln Großartigkeit, ermöglicht zugleich einfache Szenenwechsel. Der Regisseur arrangiert in dieser Szenerie dekorative Tableaus und hält sich ansonsten penibel an die Vorgaben des Stückes…

Ekkedard Pluta, OPERNWELT 3/2016

Ein rauschhaftes Fest

Ohne krampfhafte Aktualisierung oder Regiefaxen hat Ulrich Peters das Drama inszeniert, die Gefühle sprechen lassen, auch die Theateratmosphäre herübergebracht, die Hektik hinter der Bühne wie die Verehrung der Diva. Christian Floeren hat dazu ein imposantes Bühnenbild entworfen, das in die Comédie Française entführt wie in das adelige Liebesnest mit seiner raumhohen Fensterfront.

Schwäbische Zeitung, 22. März 2016

Die Liebe, das gift und der Tod

In der konsequent auf Modernismen verzichtenden Inszenierung von Ulrich Peters steht der aussichtslose Kampf der bürgerlichen Schauspielerin, zwar durch ihre Kunst zu hohem Ansehen geraten, um die Liebe zum adligen Grafen. Deshalb ist der Tod (Andriy Holubovskyy) von Anfang an dabei. Romelia Lichtenstein, Primadonna assoluta der Oper Halle, lebt die Entwicklung vom gefeierten Bühnenstar bis hin zum Gifttod mit großer Bühnenpräsenz. Mit ihrer feinen Gesangskunst steigt die Sopranistin von sonorer Tiefe in dramatische Höhen. Die Ausdruckswechsel von überschäumender Liebe, Verwirrung und großer Enttäuschung sind sehr glaubwürdig.

Das Bühnenbild und die Kostüme von Christian Floeren bilden opulente Szenen und passen zur „historischen“ Inszenierung von Peters. Theater, Hinterbühne, Adelspalast und Sterbezimmer sind groß und plastisch ausgearbeitet, durchdringen sich gegenseitig. Bei den Kostümen gab es ein gekonntes Miteinander zwischen der Handlung aus dem 18. Jahrhundert und der Entstehungszeit um die Jahrhundertwende um 1900.
Tosender Beifall wie bei der Premiere in Halle.

Südkurier 23. März 2016

MDR Figaro | 31. Januar 2016 | Dr. Dieter David Scholz

Adriana Lecouvreur (Francesco Cilea)
im Opernhaus Halle

Anmoderation: Gestern abend wurde im Opernhaus Halle die 1902 uraufgeführte, vieraktige Oper "Adriana Lecouvreur" des Puccini-Zeitgenossen Francesco Cilea ausgegraben. Dieter David Scholz war für uns dabei.

Frage 1: Herr Scholz, die wenig bekannte Oper wird heute nur selten aufgeführt. Manche bezeichnen sie als Schmachtfetzen, als Opernschinken. Ist das Stück schlecht?

Im Gegenteil.... Ich finde, das ist eine de am stärksten duftenden Opernorchideen, die es gibt. Eine Dreipersonenkonstellation um die legendäre Schauspielerin der Comédie Française, Adriana Lecouvreur, die ein Liebesverhältnis mit Maurizio, dem Grafen von Sachsen unterhält. Den liebt aber auch die Fürstin von Bouillon. Am Ende ermordet die Nebenbuhlerin Adriana, und zwar mit einem vergifteten Veilchenstrauss. Das ist einer der skurrilsten Operntode der Opernliteratur. Zugegeben, die Handlung des Stücks, das immerhin auf einem Theaterstück Eugène Scribes basiert, eines der besten Librettisten, ist nicht sehr hochgeistig. Aber was heißt das schon? Das Stück verschafft immerhin 5 Sängern großartige Auftrittsmöglichkeiten, ist eines der dankbarsten Primadonnenstücke und bietet dem Publikum zwei Stunden mitreißende Musik voller Duette und Arien, von denen eine schöner als die andere ist.

Frage 2: Ulrich Peters, ein erfahrener Theatermann, hat die Oper inszeniert. Was hat er mit dem Stück gemacht, wie hat er es auf die Bühne gebracht?

Er ist klug genug, um zu wissen, dass man mit Aktualisierung bei dieser Oper keinen Blumentopf gewinnen kann... Deshalb geht er das Stück ganz realistisch an. Er zeigt die Tragödie der Schauspielerin Adriana Lecouvreur als ein Stück über Sein und Schein, als Kampf zwischen Kunst und Wirklicheit, Theater und Leben. Der Tod ist personifiziert allgegenwärtig. Bei Peters ist Adriana Lecouvreur von Anfang an eine Todgeweihte. Wie Tosca lebt sie nur für die Kunst und für die Liebe. "Vissi d'arte, vissi d'amore"... Fürs Leben ist sie nicht gemacht. Der Tod ist ihr ständiger Begleiter. Am Ende gibt er ihr den Todeskuss. Peters inszeniert das einleuchtend. Seine Personenführung ist sehr souverän. Und das Ganze findet in suggestivem, prächtigem Dekor statt. Auf der Bühne von Christian Floeren durchdringen sich Theater, Hinterbühne mit Künstlergarderoben und Adelspalast. Es gibt opulente Bilder voller Anspielungen und liebevoller Ironie, kostümlich ist das ein durchaus gelungener, ein prachtvoller Spagat zwischen 18. Jahrhundert, der Handlungszeit, und der Entstehungszeit um 1900. Eine kulinarische Inszenierung, bei der das Publikum, das die Nase voll hat von naseweisem Regisseurstheater, voll auf seine Kosten kommt, und eine Inszenierung, die der Interpretin der Titelpartie eine großartige Bühne bereitet.

Frage 3: Bei der Uraufführung in Mailand, 2 Jahre nach Puccinis "Tosca", hat kein Geringerer als Enrico Caruso die männliche Hauptrolle gesungen. In der Titelpartie haben praktisch alle großen Primadonnen des letzten Jahrhunderts geglänzt. Wie ist die Sängerbesetzung in Halle?

Großartig! Nun hat man mit der langjährigen Primadonna assoluta des Hauses, Romelia Lichtenstein eine denkbar bestgeeignete Interpretin der Adriana zur Verfügung. Sie zieht alle Register ihrer subtilen Gesangs- und Ausdruckskunst, vom ariosen Espressivo bis hin zum gehauchten Flüstern. Eindrucksvoll, wie sie das macht! Aber auch alle übrigen Hauptpartien sind mehr als nur rollendeckend besetzt. Mit dem jungen portugiesischen Tenor Bruno Ribeiro hat man ein fabelhaftes, viriles Mannsbild von Maurizio zur Verfügung. Er schmettert fast so unbeschwert drauflos wie einst Mario del Monaco. Die rumänische Mezzosopranistin Svitlana Slyvia orgelt die böse Fürstin Boullion mit angsteinflößender Bruststimme. Stimmlich ganz hervorragend sind auch die Baritonisten Ki-Hyun Park als Fürst Bouillon und Kwang-Keun-Lee als Theaterfaktotum Michonnet. Eine Sängerbesetzung, die nichts zu Wünschen übrig lässt, auch in den vielen kleinen Nebenrollen nicht.

Frage 4: Generalmusikdirektor Josep Caballé-Domenach, der Musikchef des Hauses persönlich, stand am Pult der Staatskapelle Halle. Wie hat er die Oper dirigiert? Er hat es auf Händen getragen, so wie er auch die Sänger auf Händen getragen hat. Ich glaube, es war ihm ein Anliegen, diese Oper mit ihrer reizvollen, französisch-italienisch schillernden Musik in ihrer narkotisierenden Sinnlichkeit und Emotionalität zu beglaubigen. Er kostet sie draufgängerisch in ihrer ganzen Klangsinnlichkeit, Farbigkeit und theatralischen Wucht aus. So dirigiert, ist diese Musik unwiderstehlich. Auch das Hallenser Premierenpublikum war außer Rand und Band vor Begeisterung. Eine der überzeugendsten Produktionen des Hauses seit Jahren. Opernfreunde sollten sich diese "Adriana Lecouvreur" in Halle auf keinen Fall entgehen lassen!