Musikalische Leitung
Michael Hofstetter
Bühnenbild
Christian Floeren
Kostüme
Götz Lanzelot Fischer

Partenope

Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel
Badisches Staatstheater Karlsruhe,
19. Februar 2011

  

Pressestimmen

 

Schmetterlinge im Hals

… In Ulrich Peters’ Deutung finden sich am Hof einer neapolitanischen Phantasiekönigin keineswegs die Fürsten des pompösen Librettos zusammen, sondern junge und irrende Liebende. In einer gekonnt heruntergewohnten Szenerie probieren sie lust- und leidvoll das uralte Spiel von Anziehung und Abstoßung, polieren am Habitus, hinter dem dann aber bald die Psitur aufscheint. … Glänzend kontaktiert die Regie diesen Reigen, den sich auch ein Marivaux ausgedacht haben könnte, durch das ambivalente Ambiente: Es sind riecher Leute Kinder, die ihre Hormonparty feiern, als wären sie übers Wochenende in der Landvilla ihrer Eltern. … Genau darum geht es ja in der Barockoper: nicht Körper, sondern Seelen lustvoll zu entblättern. … Wenn sich am Schluss die Türen der Drehbühne bis zum Schwindel geöffnet, geschlossen und verschoben haben, wenn diverse Paare neu – aber wie lange nur – zusammenkamen, fängt die Regie Händels dummseligen, ja zynischen Schlusschor nicht nur durch die Partyverwüstung ab. In der Tür steht nämlich schon die nächste Aspirantin, um die hormonelle Harmonie wieder aufzumischen. …
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26./27. Februar 2011

Schöne Leute, die sich langweilen

Händels erotisches Verwirrspiel „Partenope“ zur Eröffnung der Händel-Festspiele am Staatstheater Karlsruhe
… Für die aktuelle Händel-Rezeption haben sich die Maßnahmen einiger englischer Szeniker als stilbildend durchgesetzt; bis weit in die Provinz hat demnach ein Barockbild Ausstrahlung, das von witzig-verpopter Überdrehtheit und grellbunter Übergagtheit gekennzeichnet ist. Wohltuende Aussichten, wenn einer also die Händelsache auch mal ruhiger angeht. So wie Ulrich Peters in Karlsruhe. Christian Floren hat ihm ein apartes Bühnenbild gebaut: Bläuliche Wellblechwände öffnen sich zu gepflegten Interieurs mit Salon und Billardszimmer, gerahmt von Architekturelementen im leicht verschlossenen Tropenholzlook mit Säulen und Pfeilerreliefs und vielen vielen wenig genutzten Türen im gleichen im gleichen Material. Unterstrichen von auf die eleganten Darstellerfiguren zugeschnittenen Kostüme (Götz Lanzelot Fischer) und sekundiert von einer eher dekorativ-konventionellen Lichtgestaltung (Stefan Woinke), arrangiert Peters die sechs Hauptakteure als eine Personengruppe von hübschen Leuten, die sich langweilen und allerlei frivolen oder nichtigen Beschäftigungen nachgeben. …
Frankfurter Rundschau, 22. Februar 2011

P wie Partenope, P wie Paris Hilton

Opern-Premiere bei den Händel-Festspielen des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe in der Regie von Ulrich Peters
… Genau an diese Maxime knüpft Ulrich Petes in seiner Inszenierung an. Er macht die emotionalen Abgründe offensichtlich, die hinter der Geschichte lauern. Mit einer Auseinandersetzung mit der Ästhetik der Barockoper hat er nichts im Sinn. Er erzählt die Geschichte für Menschen von heute mit Menschen für heute. Dass die Optik des eminent wandlungsfähigen Bühnenbilds von Christian Floeren und der aufwendigen Kostüme von Götz Lanzelot Fischer auch Momente der 20er-Jahre aufgreift, ist wohl eher der Lust am Dekorativen der damaligen Zeit geschuldet. Im Zentrum der Inszenierung, die auch für die martialischen Momente geschickte Entsprechungen findet, stehen die Personen und ihre Gefühle. …
Im zweiten Teil, wenn die Situation zwischen Arsace und Rosmira immer weiter zu eskalieren droht, wird Peters in seiner Regie ganz ernst und folgt intensiv dem Liebesleid seiner Figuren. Die Nähe zu „Cosi fan tutte“ ist da ganz eindeutig. Hier wie da geht es um die Verführbarkeit des Menschen und dessen Verstrickungen in die Fänge von Liebe und Leidenschaft. Ulrich Peters, der schon vor rund 20 Jahren in seiner Zeit am Pfalztheater Kaiserslautern Händel inszeniert hat und nach Stationen in Karlsruhe, wo er Ende der 90-Jahre Leiter der Händel-Festspiele war, und Augsburg nun das Staatstheater am Gärtnerplatz in München leitet, hat mit dieser „Partenope“ eine in sich schlüssige und mit einem spielfreudigen Ensemble überzeugend umgesetzte Händel-Inszenierung geschaffen. „Partenope“ sei eine Händel-Oper für das 21.Jahrhundert, hat er im Vorfeld gesagt. Diesen Anspruch löst er ein. …
Die Rheinpfalz, 21. Februar 2011

 Himmlischer Klang der Luxusprobleme
Händel-Festspiele Karlsruhe starten mit grandioser Neuinszenierung der Oper „Partenope“
… Nur selten gehen Ensemble, Orchester, Regie und Ausstattung so vollkommen ineinander, dass es am Ende das Publikum ist, das vor einem süßen Luxusproblem steht: Wem gebührt der größte Applaus? Man ist sich einig: allen. ….
Die Inszenierung von Ulrich Peters gibt dem Geschehen einen wahrhaft stimmungsvollen Rahmen. Dem Intendanten des Münchner Gärtnerplatztheaters ist es gelungen, die Geschichte in ein extrem spannungsgeladenes Bühnenbild von Christian Floeren zu betten. Er versucht gar nicht erst, die Ereignisse in einer Epoche zu verankern. Vielmehr sucht und findet er in einer schier endlose Variationen bietenden Drehbühne eine ideale Kulisse für die Tiefen und Unzulänglichkeiten menschlicher Gefühle. Mit dem Emotionen nämlich wechseln auch die Gemächer Partenopes ständig Farbe und Blickwinkel. Hohe und schummrige, von Kerzenlicht verrußte Spiegel und Wellbleche bilden die mal braun, mal grün oder blau beleuchteten Wände im inneren Kreis der Drehbühne. Auf dem äußeren kreisen in umgekehrter Richtung verwirrend viele Türen und lassen von Arie zu Arie immer neue Räume entstehen. Antike Büsten und peppige Details wie Zebrastreifen-Gamaschen an den Schuhen etwas von Emilio sind geschmackvolle und manchmal auch symbolhafte Versatzstücke im gelungenen Gesamtguss aus Bühne und Kostümen...
Badische Neue Nachrichten, 21. Februar 2011

Wer nun eigentlich wen liebt, bleibt bis z um Schluss offen

Ein Labyrinth aus immer wieder neuen Räumen und eine scheinbar nie endende Flucht von Türen: Christian Floerens Bühnenbild spiegelt die sich ständig wandelnden Emotionen der Charaktere in Händels Oper „Partenope“. Regisseur Ulrich Peters hat das Stück von 1730 für die diesjährigen Händel-Festspiele Karlsruhe ausgefühlt mit der Begründung, hier stünden keine Götter oder Helden auf der Bühne, sondern echte Menschen. Wenn dem Zuschauer schier schwindling wird ob des steten Kreises der Drehbühne, die aus Partenopes altem Palazzo ein gefühltes Haus der 100 Zimmer macht, so entspricht das dem schwindelerregenden Gefühlskarussell, das die Titelheldin und ihre Verehrer antreibt. Die Kostüme im Stil der High Society der 30er Jahre (Götz Lanzelot Fischer) sollten nicht darüber hinweg täuschen, dass die Frage, wer jetzt eigentlich wen wie sehr liebt, genauso gut heute in irgendeinem schicken Loft spielen könnte. Jeder sucht sein persönliches Glück. …
Peters zeigt in seiner Inszenierung am Badischen Staatstheater Karlsruhe eine Vorliebe für die Screwball-Komädien der Filmgeschichte. Die Jungs, die der Eroberer Emilio im Schlepptau hat, treten wie die Mafiosi in „Manche mögen’s heiß“ auf. Glücklicherweise packen sie keine Maschinengewehre, sondern ungleich harmlosere Billardqueues aus. Im Kampf um Partenope fliegen keine Kugeln, sie rollen. …
Peters kann der Handlung nicht mehr Tempo verleihen alsosie 1730 hatte, aber er sorgt dafür, dass die vorhandene Situationsomik auch zum Tragen kommt. Ein glückliches Händchen bewies der Regisseur bei der typgerechten Besetzung. Polina Pasztircsák gibt eine hinreißend weibliche Partenope, die sich ihrer Wirkung auf Männer sehr wohl bewusst ist. …
Badisches Tagblatt, 21. Februar 2011

Liebeskämpfe um Partenope
… Händels mit spitzen und stumpfen Liebespfeilen spielende Oper „Partenope“, 1730 uraufgeführt, gehört nicht zu seinen bekanntesten. Wohl aber ist es eine seiner vergnüglichsten. Zumindest wenn sie so inszeniert wird wie nun bei den Karlsruher Händel-Festspielen von Ulrich Peters getan. Peters inszeniert eng am (nicht gerade überkomplexen) Geschehen entlang, lässt kaum eine Chance für witzige Effekte aus, und doch bewegt er sich weitab billiger Slapstick-Effekte; die ernste Grundierung dieser Opera seria wird nicht infrage gestellt. Und so gelingt eine unterhaltsame Darstellung, die nicht versucht, in psychologischen Tiefen zu bohren, wo es eigentlich um Spiel und Kampf mit und um Liebe geht. Nur wenn Liebesdinge zu verhandeln sind, werden scharfe Waffen gezückt; wo in Händels Libretto von Kriegstruppen die Rede ist, tritt ein Billard-Manschaft an, bewehrt mit Qeues. Die Karlsruher „Partenope“ verbindet eine in die Gegenwart versetzte Ausstattung (Kostüme: Götz Lanzelot Fischer) mit einem historisches Flair hervorraufenden Bühnenbild (Christian Floeren). Die lokalen Gegebenheiten nutzte man durchaus weidlich: Auf der Drehbühne ließen sich zahlreiche Türen öffnen und wieder zuknallen, und wenn beim Arien-Dacapo Längen entstehen könnten, wird die Bühne in Bewegung gesetzt, und schon ist für Abwechslung gesorgt. …
Vom Publikum stürmisch bejubelt gelang bei den Händel-Festspielen mit dieser „Partenope“ eine denkbar launige und vor allem der Sänger wegen höchst erfreuliche Premiere.
www.magazin.klassik.com, 21. Februar 2011

Händel-Festspiele bringen „Partenope“ ans Licht

Es war ein Höhepunkt der Karlsruher Händel-Festspiele: Die Neuinszenierung von Händels 1970 uraufgeführter Oper „Partenope“. Die Premiere am Samstag sollte das weitgehend unbekannte Werk wieder ans Licht der Öffentlichkeit bringen.
Mit Erfolg: Eine stimmige Inszenierung, ein brillantes Solistenensemble und die blendend musizierenden Deutschen Händel-Solisten rissen das Publikum im ausverkauften Badischen Staatstheater zu Beifallsstürmen hin. Die Inszenierung hat Händels verwickelte Liebesgeschichte in die Gegenwart transportiert. …
Der Händel-erfahrende Ulrich Peters, derzeit Intendant am traditionsreichen Münchner Gärtnerplatztheater, hat das erkannt und setzt das Stück präzise in Szene. Nie kommt Langeweile auf, die Pointen sind treffsicher gesetzt. Christian Floeren hat eine modere Villa auf die Drehbühne gesetzt, einen mondänen, fast neureichen Salon, in dem die erotischen Duelle toben können. Partenope darf im sportlichen Dress und im ständig wechselnden Luxusroben (Kostüm: Götz Lanzelot Fischer) nicht nur singen, sondern auch modeln. Der Krieg Emilios gegen Neapel wird am Billardtisch ausgefochten. …
Westfälische Zeitung, 21. Februar 2011

Frivole Komödie und ernstes Drama

.., Peters betont die Modernität des Stoffes um Liebe und Treue – und er deutet sie in seiner Inszenierung konsequent psychologisch, wenn er das Gefühlsleben der Figuren und ihre Beziehungen untereinander durchleuchtet. Die von Christian Floeren gebaute Drehbühne mit ihren vielen Türen und ständig wechselnden Räumen hat mit Absicht etwas von einem Labyrinth. IN einem solchen der Gefühle verliert sich der zwischen zwei Frauen schwankende Arsace ebenso wie die Titelheldin, der von drei Herren und einer als Prinz verkleideten Frau der Hof gemacht wird. 
Peters, der durch eine sehr ausgefeilte Personenregie überzeugt, gelingt der Spagat zwischen einer frivolen, mit witzigen Zügen versehenen Gesellschaftskomödie und einem ernsten Drama tiefer Empfindungen auf packende Weise, so dass die drei Stunden der Aufführung wie im Flug vergehen. Der Wechsel des Bühnenraums und die eleganten Kostüme von Götz Lanzelot Fischer tun das ihre zur sinnlichen Wirkung dieser Händel-Produktion, die den Wert der eher selten gespielten Oper deutlich herausstreicht. …
Uneingeschränkt großer Beifall für alle Beteiligten an dieser gelungenen Händel-Produktion im ausverkauften Opernhaus.
Pforzheim, 21. Februar 2011

Händel-Festspiele Karlsruhe mit „Partenope“

Vier Männer, eine Frau – das kann böse enden. Oder heiter wie in „Partenope“, dem Glanzpunkt der Händel-Festspiele: kluge Regie, tolle Stimmen.
… Regisseur Ulrich Peters, Intendant am Gärtnerplatz-Theater München und Stammgast bei den Karlsruher Händel-Festspielen, hält sich angenehm diskret zurück. Das wechselseitige Liebeswerben findet bei ihm in einer zeitlosen Sphäre statt. Kerzenleuchter und Marmorstatuen suggerieren ein barockes Festbankett, doch riesig, per Drehbühne verschiebbare Außenwände aus Wellblech machen klar, dass das Liebeswerben auch ebenso in einem modernen Amüsiertempel stattfinden könnte – sagen wir, in einem Disco-Club, irgendwo im Industriegebiet einer Stadt. So taucht die Regie die Geschichte in ein trübes, blaues, melancholisches Halbdunkel. Die Story kommt bei Peters teilweise amüsant und quirlig, teils traurig zu Herzen gehend daher. … Jedenfalls: absolut hörens- und sehenswert. „Partenope“ ist der Glanzpunkt der diesjährigen Händel-Festspiele in Karlsruhe.
Schwäbisches Tagblatt, 21. Februar 2011

Kampf am Billardtisch

… Das Regieteam um den ehemaligen Leiter der Händel-Festspiele, Ulrich Peters, hat die Geschichte nicht in der mythologischen Vorzeit belassen, sondern stellt in sehr modernen Kostümen (Götz Lanzelot Fischer) eine zur Handlung passende Spaßgesellschaft vor, die stets in Partylaune ist. …
Ulrich Peters gelingt eine sehr ausgeklügelte Personenregie. Die Handlung beginnt bereits während der Ouvertüre. …
So gibt es am Ende minutenlangen Applaus für eine erstklassige Solistenriege, ein hervorragend aufspielendes Orchester und eine sehr stimmige Inszenierung, die den Witz der Vorlage hervorragend herausarbeitet und das Werk nicht gegen den Strich bürstet. Schade, dass die Inszenierung insgesamt nur viermal auf dem Spielplan steht.
www.omm.de, 22. Februar 2011

Tür auf, Tür zu, Tür auf, Tür zu

… Am Ende der Oper, die Georg Friedrich Händel mit gutem Erfolg im Februar 1730 am Londoner King’s Theatre herausbrachte, stehen immerhin zwei glückliche Paare auf der Bühne, und der übrig gebliebene Mann ist immerhin Tenor, darf also auch zufrieden sein. Doch der Weg zum Finale ist lang, kurvenreich und manchmal etwas holprig, und weil die Geschichte die Silvio Stampiglia (nicht nur für Händel) in ein Libretto fasste, außerdem einigen Sitz hat, inszeniert der amtierende Intendant des Münchner Gärtnerplatz-Theaters, Ulrich Peters, das Stück im Komödienton. Das Publikum fühlte sich bei der Eröffnung der Händel-Festspiele am Badischen Staatstheater Karlsruhe am Samstag drei Stunden lang prächtig unterhalten. …
Stuttgarter Nachrichten, 22. Februar 2011